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Stemmen

 

Die Werktechnik des Stemmens scheint zu den Arbeitsmethoden zu gehören, bei welchen man am meisten falsch handhaben kann. Immer wieder fallen mir nicht nur fachfremde Personen, sondern selbst Fachkollegen auf, die eindeutige Fehler in der Handhabung des Werkzeuges machen. Vieles resultiert dabei allein aus der Tatsache, dass in verschiedenen Ausbildungen das Hauptaugenmerk auf unterschiedliche Werktechniken gelegt wird. Natürlich gibt es auch beim Stemmen Uneinigkeiten, über die sich selbst Fachleute streiten. Dennoch gibt es einige Grundregeln, die allein schon aus Unfallverhütungsgründen beachtet werden sollten. Ich stelle nun im folgenden die Werktechnik Stemmen in einigen Schritten so vor, wie ich selbst sie erlernt habe. Sollte auch ich Fehler in der Handhabung machen und ein Schreiner oder sonstiger professioneller Holzfachmann, der sich auf meine Seite verirrt, kann mir noch den einen oder anderen Rat geben, bin ich stets für Hilfe dieser Art aufgeschlossen.

 

Das Werkzeug

Nun zuerst einmal zum Werkzeug. Obwohl die meisten Leute es als Stemmeisen kennen und bezeichnen, handelt es sich richtig benannt um einen Stechbeitel. Der Stechbeitel besteht aus einem Holzgriff, in den eine Klinge eingesteckt ist. Die Klinge ist an der Vorderseite geschärft. Nur diese schmale Kante dient schließlich zur Bearbeitung des Materials. Am Ende des Griffes befindet sich ein Metallring als Zwinge für den Griff. Wird der Stechbeitel mit Hilfe eines Holzhammers in das Material getrieben, bestünde die Gefahr, dass der Griff brechen oder sich zu stark verformen kann, wäre diese Zwinge nicht vorhanden.

Dreht man das Werkzeug auf die Rückseite, so erkennt man eine komplett glatte Fläche, welche die hintere Seite der Klinge bildet. Diese flache Seite nennt man den Spiegel.

 

Vorbereitung

Nun aber zur Arbeit mit dem Stechbeitel. Die geläufigste Art der Holzverbindung, zu welcher die Technik des Stemmens verwendet wird, ist die sog. Fingerzinkung. Deshalb möchte ich den Stemmvorgang zunächst an dieser Holzverbindung vorstellen. Um einen Stemmvorgang richtig auszuführen brauchen wir einen Stechbeitel, einen Holzhammer (oder Schreinerklüpfel), unser Werkstück, mehrere Abfallbrettchen zum Beilegen, zwei kleine Schraubzwingen, Lineal, Bleistift, Schreinerwinkel und evtl. eine Feinsäge.

 

               

 

Fingerzinken

Zuerst einmal müssen, bevor mit dem Stemmen begonnen wird, die Fingerzinken berechnet und anschließend aufgezeichnet werden. Die Berechnung der Fingerzinken-Anzahl beginnt mit dem Messen der beiden Teile, die durch eine Fingerzinkung verbunden werden sollen. Beispiel:

 

 

 

 

 

Die Anzahl der benötigten Fingerzinken berechnet sich nun aus Materialbreite durch Materialstärke. 150 mm durch 20 mm ergibt also 7,5 Zinken. Da eine genaue Zahl benötigt wird, muss das Ergebnis nun natürlich auf- bzw. abgerundet werden. Eine gerade Anzahl ist nicht möglich, da sonst auf der linken Seite die Zinkung mit einem Zinken beginnt und auf der rechten Seite mit einer Lücke aufhört. Allein aus Symmetriegründen benötigen wir also eine ungerade Zahl. Wir einigen uns auf 7 Zinken. Nun muss berechnet werden, wie breit die einzelnen Zinken schließlich sein müssen. Dazu teilen wir die Materialhöhe durch die Anzahl der Zinken, also 150 mm durch 7. Es ergibt sich ein Ergebnis von etwa 21,43 mm. Das bedeutet, dass jeder Zinken etwa 2,14 cm breit sein muss. Diese Breite zeichnen wir nun auf unserem Brettchen an. Dabei muss etwas mit den Zahlen jongliert werden, doch man sollte darauf achten, dass die übrigen bzw. fehlenden mm gleichmäßig auf symmetrische Zinken verteilt werden. D. h. wenn ich mich dazu entschließe, den äußeren rechten Zinken etwas breiter zu machen, sollte ich auch den äußeren linken Zinken ebenso breit machen. Im Allgemeinen aber sollten die Abstände so gleichmäßig wie möglich gehalten werden, um hinterher eine bessere Optik zu erreichen. Die Tiefe des Zinkens entspricht der Materialstärke des Gegenstückes. Da es sich meist um zwei gleich breite Werkstücke handelt, nehmen wir hier eine Materialstärke von 20 mm an. Diese muss nun ebenfalls auf das Brettchen gezeichnet werden. Wichtig beim Anzeichnen ist, dass die Veränderung rund um das Material angezeichnet wird, damit man das Werkstück später von allen Seiten aus bearbeiten kann. Außerdem sollten gleich nach dem Anzeichnen die Zinken gekennzeichnet werden (beispielsweise mit einem Kreuz), die später herausgearbeitet werden müssen, um sicher zu gehen, dass man bei der Bearbeitung nichts verwechselt.

Ist die Fingerzinkung komplett vorgezeichnet, so beginnt die Arbeit am Werkstück. Um den Stemmvorgang zu erleichtern gibt es die Möglichkeit, die Einschnitte seitlich der einzelnen Zinken mit einer Feinsäge vorzusägen. Dies vereinfacht die Stemmarbeit, allerdings sind die Ergebnisse eines Fachmannes, der die komplette Zinkung stemmt, besser, da alle Kanten ordentlich glatt bearbeitet sind.

 

Um die seitlichen Schlitze einzusägen wird das Werkstück aufrecht stehend in den Holzschraubstock gespannt und mit der Feinsäge bearbeitet. Gesägt muss immer im Abfallbereich des Materials werden, um später das restliche Material passend übrig zu haben. Wird zu sehr im Material gesägt, welches den Zinken bildet, der eigentlich stehen bleiben soll, entstehen später bei der Montage Lücken.

     

Sind alle Schlitze vorgesägt, wird das Werkstück für den Stemmvorgang auf den Tisch gespannt. Dazu wird zuerst ein Stück Abfallholz auf den Tisch gelegt. Dieses Holz wird beigelegt, damit der Stechbeitel später nicht in die Werkbank geschlagen wird und diese dadurch verletzt wird. Dann folgt das Werkstück, welches mit der gesamten Breite der später zu stemmenden Fläche auf die Unterlage gelegt werden muss. Befindet sich unter der Stelle, an der gestemmt werden soll kein festes Holz als Unterlage, besteht die Gefahr, dass das Material später beim Durchstemmen ausbricht. Auf dem Werkstück wird ein zweites Stück Restholz aufgespannt, natürlich so, dass diesmal die Stellen, die gestemmt werden sollen, frei bleiben. Dann werden zwei Schraubzwingen auf das Restholz gespannt, welches verhindert, dass die Zwingen das Material verletzen. So ist das Material gut gesichert und kann bei der Arbeit nicht verrutschen. Gerade auf die richtige Sicherung des Werkstückes sollte beim Stemmen das Hauptaugenmerk gelegt werden, da es sonst zu schweren Verletzungen kommen kann, wenn das Werkzeug während der Arbeit abrutscht. Überhaupt sollte den Schülern stets zu besonderer Vorsicht um Umgang mit dem Stechbeitel geraten werden, da Stechbeitelverletzungen fast immer sehr tief sind und so meist genäht werden müssen. Ich hatte bereits einmal das Vergnügen, einen Schüler mit Stechbeitel in der Hand zu verarzten und zum Arzt zu schicken und das nur, weil er versuchte, das vom Tisch fallende Werkzeug aufzufangen.

 

Ist das Werkstück gespannt, werden die Zinken in jeweils zwei (bzw. drei) Schritten herausgestemmt. Beim ersten Schritt wird der Stechbeitel an der hinteren angezeichneten Kante des Zinkens senkrecht angesetzt. Der Spiegel des Werkzeugs zeigt dabei zum Material, welches stehen bleiben soll, um eine gerade Fläche zu stemmen. Anschließend wird der Stechbeitel mit einigen kräftigen Schlägen mit dem Holzhammer ins Material getrieben. So wird die Faser des Materials gebrochen. Ist der Zinken breiter als das Werkzeug, wird es neben der gestemmten Stelle nochmals angesetzt und ebenso tief wie zuvor ins Material geschlagen. Kurze und harte Schläge sollten ausgeführt werden, um ein gutes Ergebnis zu erhalten. 

   

Wurden die Tiefenlinien nicht bereits zuvor eingesägt, müssen diese nun ebenfalls angestemmt werden. Dazu wird der Stechbeitel an den seitlichen Linien angesetzt, ebenso mit dem Spiegel zum stehen bleibenden Material zeigend. Auch hier wird das Werkzeug mit kurzen harten Schlägen ins Material getrieben. 

   

Sind nun alle seitlichen Kanten vorgestemmt (oder mit der Säge vorgesägt), wird der Span mit dem Stechbeitel in der Tiefe abgehoben, in der bereits zuvor ins Material gestemmt wurde. Dazu wird das Werkzeug von vorne am Material angesetzt, mit dem Spiegel nach unten. Es muss darauf geachtet werden, dass man nicht tiefer ansetzt, als vorher an den Kanten ins Material gestemmt wurde. Dann wird der Stechbeitel wiederum mit einigen Schlägen ins Material geschlagen. Hier allerdings sollte man das Werkzeug vorsichtig ins Material schlagen, um nichts dabei kaputt zu machen. Ist man schließlich kurz vor dem Ende angekommen (etwa ein bis zwei Millimeter) sollte man das restliche Stück des Zinkens mit einem kräftigen Schlag aus dem Material trennen.

 

Wichtig für eine vorschriftsmäßige und vor allem sichere Arbeit mit dem Stechbeitel ist auch die richtige Handhabung der einzelnen Werkzeuge. Beim Stechbeitel selbst muss auf jeden Fall darauf geachtet werden, dass das Werkzeug nur am Griff angefasst wird. Greift ein Schüler zu weit vorne an der Klinge, kann er beim Arbeiten leicht abrutschen oder sich anderweitig verletzen. Der Holzhammer oder Schreinerklüpfel sollte so weit hinten wie möglich gefasst werden, um möglichst viel Kraft in die Schläge legen zu können und mehr Gefühl für das Werkzeug zu haben.

   

Wird das Stemmen der Fingerzinkung vorschriftsmäßig ausgeführt, können die Ergebnisse nach einiger Übung durchaus gut genug sein, um keinerlei Nachbesserungsarbeiten zu benötigen. In der Schule wird es natürlich fast immer der Fall sein, dass die Schüler die Zinkung noch mit Schleifpapier oder Feile nachbearbeiten müssen. Was natürlich nicht passieren sollte ist eine gegengleiche Zinkung am selben Brett (linkes Bild), bzw. zwei gleiche Zinkungen an den beiden unterschiedlichen Brettern (rechts Bild).

 

 

Schlitz

Eine weitere, häufig benötigte Arbeitstechnik ist das Stemmen eines Schlitzes. Auch beim Stemmen eines Schlitzes wird zuerst das Brett angezeichnet.

 

 

Dann wird bei dieser Technik der gesamte Schlitz seitlich mit der Feinsäge vorgesägt, da ein so langer Schlitz ansonsten kaum gerade ausgestemmt werden kann.

   

Sind beide Seiten des Schlitzes vorgesägt, wird der Stechbeitel an der unteren Kante angesetzt.

   

Mit vorsichtigen, aber dennoch kräftigen Schlägen wird anschließend der Schlitz Stück für Stück ausgestemmt. Auch hier sollte der Spiegel jeweils zum Restmaterial zeigen, um am Ende eine glatte Fläche zu erhalten.

   

Wichtig beim Stemmen eines Schlitzes ist, dass nicht über die komplette Fläche gestemmt werden darf. Ist man kurz vor dem Ende des Brettchens angelangt, sollte das Werkstück gedreht werden. Nun wird von der entgegengesetzten Seite in das Material eingestemmt. Auf diese Weise wird verhindert, dass das Holz beim Durchstemmen auf der Rückseite ausreißt. Auch beim Schlitz stemmen sollte das Werkstück gut auf der Werkbank gesichert werden, um ein Abrutschen des Materials oder Werkzeugs zu vermeiden. Außerdem sollte man immer darauf achten, vom Körper weg und nicht auf den Körper zu zu stemmen.

   

Auch beim Stemmen eines Schlitzes kommt es auf die Übung an, wie gut das Endprodukt ausfällt. Aber auch hier ist es natürlich bei den ersten Versuchen durchaus legitim, Unebenheiten mit einer Feile oder anderen Hilfsmitteln im Anschluss auszubessern, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.

 

Der Hohlbeitel

Der Hohlbeitel als zweites Stemmwerkzeug wird hauptsächlich zum Stemmen von Schalen verwendet. Die Handhabung entspricht der des Stechbeitels.

Allerdings verwenden Schnitzer ähnliche Beitel oder auch tatsächlich Stech- und Hohlbeitel für ihre Arbeit. Hier wird das Werkzeug dann meist ohne Holzhammer zur Bearbeitung verwendet und über das Material gezogen, um so Span für Span vom Grundwerkstoff abzutragen.

 

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C. Bordes 2008